BILDHAFTE SPRACHE

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Grundsätzlich gilt: Je "bildhafter" eine Handlung ist, also je mehr sich der Leser eine Geschichte "bildlich" vorstellen kann, desto besser.

Ein häufiger Fehler besteht darin, "bildhafte Sprache" allein mit Adjektiven erreichen zu wollen. Da haben Sie dann Sätze wie: "Die Nacht war finster, kalt und dunkel." Oder: "Sie war eine schöne, intelligente, herzensgute Frau." Abgesehen davon, dass "finster" und "dunkel" letztlich das Gleiche ist, entsteht dadurch kein "Bild". Es war eben dunkel. Ja, und? Genauso wenig können Sie sich ein "Bild" von der Frau machen.

Ein "Bild" erreichen Sie, indem Sie z. B. schreiben: "Die Dunkelheit schien ihn zu umschließen. Keine Straßenlaternen, keine Lichter von entfernten Häuser, nicht einmal der Mond, der von dichten Wolken verhüllt war, gaben ihm Orientierung. Ein eisiger Wind ließ ihn erschauern."

Sprich: Benutzen Sie Adjektive, um zu beschreiben, nicht um aufzuzählen. Also nicht: "Sie war eine schöne Frau", sondern: "Ihr ebenmäßiges Gesicht mit den niedlichen Grübchen in den pausbäckigen Wangen wurde von langen, blonden Haaren umrahmt, und in ihren blauen Augen lag eine Herzensgüte, wie er sie noch nie gesehen hatte." Jede Menge Adjektive, aber präzise gesetzt, um ein Bild zu erzeugen.

Ergehen Sie sich aber nicht in endlosen Beschreibungen dieser Art. Überlegen Sie genau, wann Sie ein Bild erzeugen wollen, wann Sie vielleicht sogar eines erzeugen müssen, verlieren Sie sich aber nicht darin.

Manche Autoren neigen auch dazu, Adjektive und Adverbien nahezu willkürlich in jedem Satz zu verwenden. Falls Sie dazu gehören sollten, streichen Sie doch einfach mal alle Adjektive, betrachten Sie die Wirkung und fügen Sie dann hier und da wieder ein paar hinzu. Mit der Zeit werden Sie einen Weg finden, Adjektive sinnvoll und tatsächlich bildhaft zu verwenden.

Die hohe Kunst der bildhaften Sprache sind Metaphern, Paradoxien oder auch running gags, die sich zwischen zwei Figuren entwickeln, bei denen eine Charaktereigenschaft aufs Korn genommen wird. Richtig gesetzt können damit starke Bilder erzeugt werden.
Abstand nehmen sollte man allerdings von allzu klischeehaften, abgegriffenen Metaphern wie z. B. "das Feuer der Liebe". Eine immer noch starke Metapher ist hingegen z. B. "Mauer des Schweigens".



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